Rohgewinnaufschlagsatz
Der Rohgewinnaufschlagsatz, auch als Rohaufschlagsatz bezeichnet, bezeichnet das Verhältnis zwischen der Rohgewinn und dem Wareneinsatz. Ein weiterer üblicher Begriff ist der des Kalkulationszuschlags. Im Einzelhandel entspricht der Wareneinsatz dem Einkaufspreis einer Ware, der Rohgewinn entspricht der Differenz aus Verkaufspreis und Einkaufspreis der Ware. Der Rohaufschlagsatz wird in Prozent angegeben. Je höher er ist, desto größer ist der Gewinn für das Unternehmen pro Transaktion. Häufig wird der Rohaufschlagsatz in der operativen Ebene vorgegeben, um mit eingesetztem Kapital einen ausreichend hohen Gewinn zu erzielen. Im Rahmen des Handelscontrollings wird der Rohaufschlagsatz ständig überwacht, um auf Veränderungen im Markt reagieren zu können. So führt ein erhöhter Einkaufspreis ebenso zu einer Erhöhung des Preises wie eine erhöhte Nachfrage oder andere preissteigernde Faktoren. So wird die Handelsspanne vergrößert und so der Gewinn des Unternehmens erhöht. Auf der anderen Seite kann die Handelsspanne auch vergrößert werden, wenn durch Verhandlungen mit den Zulieferern oder Vertragsabschlüsse mit alternativen Zulieferern der Wareneinsatz reduziert wird.
Produkte mit einem guten Rohaufschlagssatz können durch gezieltes Marketing gepusht werden. Eine negative Handelsspanne kann sinnvoll sein, um Konkurrenz zu unterbieten oder Neukunden durch kurzzeitige Promotions zu gewinnen. Ein weiterer Nutzen dieser Kenngröße ist der Vergleich mit anderen Unternehmen. In regelmäßig vom Fiskus herausgegebenen Richtsatzsammlungen stellt der Rohaufschlagsatz eine entscheidende Größe dar. Unternehmensführer können so die Wirtschaftlichkeit ihrer Unternehmen mit der anderer Firmen vergleichen und entsprechende strategische Entscheidungen treffen.
Die Berechnung des Rohgewinnaufschlagsatzes erfolgt in mehreren Schritten. Hier ist eine Erläuterung anhand eines Beispiels:
Angenommen, ein Handelskonzern möchte den Rohgewinnaufschlagsatz für ein bestimmtes Produkt ermitteln. Die relevanten Informationen sind:
Beschaffungskosten: Die Kosten, die das Unternehmen für den Einkauf des Produkts beim Lieferanten hat, betragen 50 Euro pro Einheit.
Gewünschter Rohgewinn: Das Unternehmen möchte einen Rohgewinn von 20% des Verkaufspreises erzielen.
Sonstige Kosten: Es gibt noch weitere Kosten, wie Vertriebskosten, Marketingkosten, Lagerhaltungskosten usw., die in die Preisgestaltung einfließen können. In diesem Beispiel nehmen wir an, dass diese Kosten 10 Euro pro Einheit betragen.
Schritt 1: Berechnung des Rohgewinns
Der Rohgewinn ist der Unterschied zwischen dem Verkaufspreis und den Beschaffungskosten. In diesem Beispiel beträgt der Rohgewinn 20% des Verkaufspreises.
Rohgewinn = Verkaufspreis - Beschaffungskosten
Schritt 2: Berechnung des Verkaufspreises
Der Verkaufspreis kann durch Hinzufügen des Rohgewinns zu den Beschaffungskosten und den sonstigen Kosten ermittelt werden.
Verkaufspreis = Beschaffungskosten + Sonstige Kosten + Rohgewinn
Im vorliegenden Beispiel beträgt die Summe der Beschaffungskosten (50 Euro) und der sonstigen Kosten (10 Euro) 60 Euro. Der Rohgewinn soll 20% des Verkaufspreises betragen. Daher kann die Formel umgeschrieben werden:
Verkaufspreis = 60 Euro + 20% * Verkaufspreis
Schritt 3: Berechnung des Rohgewinnaufschlagsatzes
Der Rohgewinnaufschlagsatz gibt an, wie viel Prozent des Verkaufspreises auf die Beschaffungskosten aufgeschlagen werden. Um den Rohgewinnaufschlagsatz zu berechnen, können wir die Formel aus Schritt 2 verwenden und sie nach dem Verkaufspreis umstellen:
Verkaufspreis = 60 Euro + 0,2 * Verkaufspreis 0,8 * Verkaufspreis = 60 Euro Verkaufspreis = 60 Euro / 0,8 Verkaufspreis = 75 Euro
Der Verkaufspreis beträgt 75 Euro. Nun können wir den Rohgewinnaufschlagsatz berechnen:
Rohgewinnaufschlagsatz = (Verkaufspreis - Beschaffungskosten) / Beschaffungskosten * 100 Rohgewinnaufschlagsatz = (75 Euro - 50 Euro) / 50 Euro * 100 Rohgewinnaufschlagsatz = 50%
Der Rohgewinnaufschlagsatz beträgt in diesem Beispiel 50%.
Durch die Anpassung des Rohgewinnaufschlagsatzes kann das Unternehmen den Verkaufspreis flexibel gestalten, um den gewünschten Gewinn zu erzielen und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben. Es ist wichtig, bei der Berechnung auch andere Faktoren wie die Marktnachfrage, die Wettbewerbssituation und die Preiselastizität der Nachfrage zu berücksichtigen.
Rohgewinn und Reingewinn
Der Rohgewinn bezieht nur den Einkaufspreis und Verkaufspreis einer Ware mit ein. Vom Rohgewinn müssen alle weiteren Aufwendungen abgezogen und alle zusätzlichen Erträge addiert werden, um den Reingewinn zu errechnen. Ist dieser Wert negativ, so spricht man auch von einem Reinverlust. Ein Unternehmen, das zwar Roherträge erzielt, aber trotzdem Reinverluste in Kauf nehmen muss, muss entweder zusätzliche Kostenfaktoren verringern oder Wege finden, den Rohgewinn zu erhöhen.